Magazine April 2014

Die textile Welt im Blick: von Tradition bis Produktivität

Just an image

Solide und schöne Schuhe –

Mit den idealen Nadeln und Ahlen von Groz-Beckert

Schuhe begleiten uns seit Jahrtausenden durchs Leben: Ob Mokassin oder Sportschuh, Stiefel oder Sandale, Sicherheitsschuh oder eleganter Herrenhalbschuh – gute Trageeigenschaften, eine lange Haltbarkeit und ein perfektes Aussehen stehen bei der Fußbekleidung an erster Stelle. Mit Näh- und Schuhmaschinennadeln von Groz-Beckert entstehen Schuhe, die genau diese Anforderungen erfüllen. Nicht nur Ziernähte gelingen damit perfekt, sondern auch Einstechnähte beim rahmengenähten Schuh halten das, was sie versprechen. Wie viel Tradition in dieser Perfektion steckt, das lesen Sie in diesem Artikel.

Die Geschichte des Schuhs

Just an imageVorgänger heutiger Stiefel. Bild: © Südtiroler Archäologiemuseum / A. Ochsenreiter

Schon vor 40.000 Jahren entwickelten die Menschen ein Bedürfnis, ihre Füße gegen äußere Einwirkung zu schützen. So wurden in kälteren Regionen Tierfelle um die Füße und Waden gewickelt, wohingegen andernorts Palmenblätter unter den Sohlen getragen wurden, um sich vor dem heißen Boden zu schützen. So entstanden einerseits die Stiefel, andererseits die Sandalen.

Just an imageKnochenpfriem, ca. 120.000 Jahre alt. Bild: Didier Descouens

Der Fund eines rund 120.000 Jahre alten Knochenpfriems in der Nähe von Stuttgart in Deutschland weist auf den frühen Beginn des Zuschneidens und Verschnürens von Schuhen hin: Benutzt wurde dieses einfache Werkzeug vermutlich, um Leder zu durchbohren und durch die dabei entstehenden Löcher Sehnen oder Faserschnüre zu führen. Diese Art von Pfriem stellt demnach die älteste potenzielle Ahle eines Schuhmachers dar und ist wohl der Ursprung der heutigen Ahlen, die immer noch für die Herstellung der klassischen Schuhmodelle verwendet werden.

In der Antike und im Frühmittelalter wurden einfache Schuhe zum Allgemeingut: Große Verbreitung hatten zum Beispiel sandalenartige Schuhe, die in Ägypten, Griechenland, aber auch in China und Japan gebräuchlich waren. Robustere Formen dienten zum Beispiel den römischen Legionären als Schuhwerk, die mit Nägeln beschlagenen „Caligae".
Im Mittelalter waren in Europa dann geschlossene Schuhe stark verbreitet. Ergänzt wurden diese oft durch hölzerne Unterschuhe. Diese dienten einerseits zum Schutz der teuren Lederschuhe vor dem Unrat auf den mittelalterlichen Straßen, zum anderen verbesserten die Holzschuhe aber auch den Schutz vor der Kälte des oft steinernen Bodens in Innenräumen.
Neben der Schutzfunktion hatten die Schuhe viel mit dem Status und der Gruppenzugehörigkeit des Trägers zu tun. Von Region zu Region gab es viele verschiedene Modelle, die meist aus Leder, aber zum Teil auch aus Holz hergestellt wurden.
Im 19. Jahrhundert wurden die Schuhmodelle zunehmend differenzierter. Viele Modelle kamen hinzu, die auch heute noch gebräuchlich sind. Der damals entstandene, rahmengenähte Herrenhalbschuh gilt auch heute noch als ein klassisches Modell und ist in seiner Machart nahezu unverändert.
Mit der Industrialisierung im Jahr 1830 setzte die Serienfertigung von Schuhen ein. Durch die Erfindung der Nähmaschine im Jahr 1846 entstand nach und nach die Schuhindustrie.

Im 20. Jahrhundert wurden durch neue Gerbverfahren für Leder auch neue Gestaltungsweisen möglich. Dünnere Leder wurden verwendet, mit denen neue Schaftschnitte umgesetzt werden konnten und die sich auch vielfältiger färben ließen.
Die Erfindung des Klebeverfahrens mit Zelluloid-Kitt im Jahr 1910 führte zur ersten Massenproduktion von Schuhen. Im Laufe des Jahrhunderts wurden zudem neue thermoplastische Gummis und Kunststoffe entwickelt, die die Herstellungskosten weiter verringerten und so zum Massenprodukt Schuh führten, wie wir es heute kennen.

Übrigens: Die Rechts-Links-Unterscheidung der Passform wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts vollzogen. Bis dahin bestand ein Schuhpaar aus zwei identischen Schuhen.

Die Herstellung eines Schuhs

In der vorindustriellen Zeit wurden Schuhe rein handwerklich vom Schuhmacher hergestellt. Neben den heute in der Massenproduktion hergestellten Schuhen stellt der rahmengenähte Schuh noch heute ein Meisterwerk in der Schuhfertigung dar: Solch ein hochwertiger Herrenschuh durchläuft bis zu seiner Fertigstellung eine Vielzahl von Fertigungsschritten, die je nach Machart und Hersteller des Schuhs zwischen 68 und 300 Arbeitsgänge umfassen können.

Traditionell werden gute Schuhe in der Nestfertigung hergestellt. Dabei kümmern sich spezialisierte Abteilungen um die einzelnen Arbeitsschritte. In der Modellabteilung werden die Entwürfe und das Design entwickelt sowie die Leisten und Stanzmesser angefertigt. Die Stanzerei schneidet die nötigen Lederteile zu, beziehungsweise stanzt diese aus. In der Stepperei werden die einzelnen Teile dann zum Schaft zusammengenäht. An dieser Stelle kommen die Präzisionsnadeln von Groz-Beckert ins Spiel.

Allein schon durch die Wahl der Nadelspitze bieten sich mehrere Gestaltungsmöglichkeiten für Schaftnähte, die sich nicht nur optisch, sondern auch in ihrer Belastbarkeit unterscheiden. Um den Schuhkäufern ein solides und zugleich ansprechendes Produkt bieten zu können, muss vom Produzenten die richtige Kombination aus optischen und mechanischen Eigenschaften der Naht ermittelt werden. Hierbei stellen sich unterschiedliche Fragen:

  • Wie soll die Unterteilung der einzelnen Nähte in Belastungsnähte und Ziernähte aussehen?
  • Welche Anforderungen werden an die Stabilität der Naht gestellt?
  • Welche Anforderungen werden an das Aussehen der Naht gestellt?
  • Wie sollen Nähte kombiniert werden (Aussehen, Überschneidungen, etc.)?
  • Welche Art von Leder soll vernäht werden?

Neben Optik und Qualität eines Schuhs stellt auch die Steigerung der Produktivität eine ständige Herausforderung für die Produzenten dar. In diesem Zusammenhang spielen vor allem die Nähgeschwindigkeit, die Verfügbarkeit der Nähanlage sowie die Nadelstandzeit eine besondere Rolle. Für Groz-Beckert als Nadelhersteller ergibt sich daraus die Aufgabe, durch ständige Weiterentwicklung und neue Technologien gewinnbringende Lösungen für seine Kunden zu entwickeln. Mit der GEBEDUR®- (Titan-Nitrid) Beschichtung und der Entwicklung verschiedener SAN®-Nadeln (Sonderanwendungsnadeln) ist Groz-Beckert auch auf diesem Gebiet ständiger Vorreiter und Initiator von Neuerungen.

Just an imageRahmengenähter Herrenhalbschuh. Bild: Wikipedia

Der letzte Fertigungsschritt eines Schuhs erfolgt in der Montageabteilung. Hier wird der Schaft mit der Sohle verbunden. Beim rahmengenähten Schuh wird der namengebende Rahmen – ein stabiles Lederband – so dicht wie möglich an den Schaft und an das Gemband gedrückt. In dieser Lage wird er in einem Arbeitsschritt zusammen mit dem Oberleder, dem Futter und dem Gemband eingestochen und mittels einer Goodyear-Einstechmaschine vernäht. So entsteht die sogenannte Einstechnaht, die charakteristisch für diese Machart von Schuhen ist. Das Bild in der Mitte zeigt eine Nadel, die in solchen Maschinen eingesetzt wird

Etwa 200 verschiedene Nadeln und Ahlen für die Bodenbearbeitung von Schuhen sind im aktuellen Produktprogramm von Groz-Beckert enthalten. Mit weiteren 500 Nähmaschinennadeltypen, die in der Schaftbearbeitung zum Einsatz kommen, bietet Groz-Beckert somit das komplette Nadelprogramm zur Schuhherstellung und ist seit mehr als 33 Jahren ein unverzichtbarer Partner für die gesamte Schuhindustrie.

Wenn Sie vor besonderen Herausforderungen in der Herstellung von Schuhen stehen und hierfür die ideale Ausrüstung mit langlebigen und exakt arbeitenden Nadeln suchen, dann helfen Ihnen die Groz-Beckert Experten gerne weiter!